© Sabine Dörner

Die Gemündener Stiftskirche

Die Gemündener Stiftskirche wurde am 9. November 879 von Erzbischof Bertolf von Trier in Anwesenheit von König Ludwig III. (Urenkel Karls des Großen) geweiht. Die Weihe erfolgte zum Lobe Gottes, seiner heiligsten Mutter der Jungfrau Maria, des hl. Kreuzes, des hl. Apostel Petrus und des hl. Bekenners Severus.

Der Stifter – ein Vorfahr König Konrad I.

Der Stifter der Kirche war Graf Gebhard, der Gaugraf des Niederlahngaues. Sein Geschlecht, die Konradiner, gehörte zu einer der bedeutendsten Familien des karolingischen Hochadels. Gebhards Urenkel war der deutsche König Konrad I (911–918).

Die Stiftskirche war Mittelpunkt eines gleichzeitig gegründeten Kollegiatstiftes, in welches Graf Gebhard selbst eintrat. Die Lebensform der Stiftsherren unterschied sich zunächst kaum von denen der Mönche, abgesehen von der fehlenden Zugehörigkeit zu einem Orden. Nach dem 10. Jahrhundert wohnten die Kanoniker jedoch in Stiftshäusern.

Kanoniker hatten vielfältige Aufgaben

Neben dem Hochaltar im Chor sind im Mittelalter acht weitere Altäre nachweisbar, die durch Stiftungen und Vermächtnisse unterschiedlich mit Naturalien und Geld dotiert waren. Die Kanoniker waren dort zum Altardienst sowie zu regelmäßigen klösterlichen Gebetszeiten und zu den Gottesdiensten in der Stiftskirche verpflichtet, aber auch in den anderen Kirchen, die zum St. Severus Stift gehörten.

Nach dem Aussterben der Konradiner, war das Stift rund 300 Jahre reichsunmittelbar, d. h. der Kaiser selbst bestimmte den Propst. Dieses Recht und auch die Vergabe der einzelnen Kanonikate ging später an die Vögte des Stifts, zunächst an die Herren von Runkel und Westerburg, später die Grafen von Leiningen-Westerburg über. Danach begann der langsame Niedergang des Stiftes.

Am 18. September 1566 befahl Graf Reinhard II dem Propst und Gemeindepfarrer von Gemünden das Augsburgische Bekenntnis einzuführen. Von 1628–1631 kam es zu einer kurzen Gegenreformation. Seit dieser Zeit ist die ehemalige Stiftskirche evangelische Pfarrkirche.

Die Baugeschichte der Stiftskirche

Die Stiftskirche wurde als flachgedeckte, dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus und quadratischem Chor erbaut. Die bisherige Meinung, wonach die heutige Kirche als einheitlicher Neubau um 1100 erbaut wurde, kann auf Grund von archäologischen Grabungen und Forschungen von Dr. Markus Wild widersprochen werden. Vielmehr gehören wesentliche Teile des heutigen Baues noch der Kirche von 879 an. Unter dem erhöhten Chor war ein von außen zugänglicher Grabraum. Die um ein Joch längere Kirche hatte im Westen einen Mittelturm. Zum Ende des 13. Jahrhunderts erfolgte die Errichtung des heutigen Westwerkes mit zwei geplanten Türmen, von denen jedoch nur der Nordturm vollendet wurde.

Brand beschädigt Teile der Kirche

Zwischen 1430–1440 wurden das nördliche Seitenschiff und das Querhaus durch einen Brand beschädigt. 1502 erhält der Koblenzer Steinmetz Thies den Auftrag die Wand zum Mittelschiff hin zu erneuern und durch drei hohe Spitzbogenarkaden zum Mittelschiff hin zu öffnen. Das nördliche Seitenschiff wurde zudem eingewölbt und die Rippen rot eingefärbt. Da die Außenwand nicht erwähnt wird, sind die Seitenschiffe wohl schon früher verbreitert worden.

1876 gotisierender Umbau der Kirche

1531/32 erhält der Chor ein gotisches Gewölbe. 1681–82 wird in das Mittelschiff eine hölzerne Tonne eingebaut. Etwa 1876 erfolgt ein gotisierender Umbau der Kirche wobei vor allem zwei Pfeiler der südlichen Arkadenwand herausgebrochen und mit größeren Bogen überspannt werden. Dieser Eingriff in die Bausubstanz macht von 1971–74 eine große statische Sicherung und Renovierung der Kirche erforderlich. Die beiden romanischen Pfeiler wurden wieder ergänzt, die Holztonne im Mittelschiff mit dem unterlegten Holzgewölbe sowie das Gewölbe im Chor wurden entfernt, ebenso die Westemporen rechts und links neben der Orgel sowie die darunter liegenden Stühle.

Die vorgenommenen Maßnahmen lassen den romanischen Charakter der Kirche mit seinen steilen Proportionen wieder stärker hervortreten. Zudem wurden bedeutende Reste romanischer, gotischer und barocker Malerei freigelegt.

2012 – Arbeiten an der Decke

Am 6. April 2012 berichtete Sabine Hammann-Gonschorek, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Westerwald, über Renovierungsarbeiten an der Decke der Stiftskirche von Gemünden. Im Folgenden eine Zusammenfassung.  

Hiobsbotschaft kurz vor Weihnachten

Das über 1100 Jahre alte Gemündener Wahrzeichen war aus Sicherheitsgründen geschlossen worden.  Bei einer Besichtigung der Kirche durch einen Architekten der Regionalen Baubetreuung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) war nur durch Zufall aufgefallen, dass die in den 1970er Jahren eingezogene Holzdecke unsachgemäß – und somit sicherheitsgefährdend – aufgehängt worden war.

Nun wurden unter anderem die Deckenaufhängung ausgetauscht, die Decke teilweise erneuert und Mängel am Dach beseitigt. Zwei Jahre später standen Sanierungen im Innenraum an.

2016 – ein neuer Altar wird eingeweiht

Der Kirchenvorstand hatte einen Künstler-Wettbewerb ausgelobt, um in dem Gemündener Wahrzeichen, das durch ständige bauliche Veränderungen in seiner über 1100 Jahre alten Geschichte keiner festen Bauepoche zugeordnet werden kann, einen passenden Altar zu installieren.

Bisher war nur eine hohle Holzkonstruktion aus den 1970er-Jahren vorhanden.

Der Künstler Georg Hüter und der Altar

Bildhauer Georg Hüter aus Hösbach, der den Künstler-Wettbewerb für sich entschieden hatte, äußerte sich zu seinem Werk: Inspiriert sah er sich durch den Abendmahlstisch auf Leonardo da Vincis Gemälde, weswegen der Altar mit 2,50 m Länge recht groß und rechteckig ist. Obwohl ein Westerwälder Basaltstein und eine schwere Messingplatte verbaut wurden, wirkt der Altar doch durch seine Konstruktion leicht. Der Blick geht hindurch auf das Osterfenster in der Apsis und auf die Taufschale, die in einem gläsernen Schrein in die Altarplatte eingelassen ist.

Als Geschenk des Künstlers hängt nun zusätzlich ein goldglänzendes Kreuz über dem Altar. Hier musste zur Befestigung in acht Meter Höhe die Feuerwehr Höhn mit einer Schiebeleiter aushelfen.

(Text: Stefan Ferger und Sabine Hammann-Gonschorek, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Westerwald)

(Fotos: Sabine Dörner)

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