© Sabine Dörner

Die Geschichte vom Petermännchen

Das Petermännchen hinterlässt seit Hunderten von Jahren in und um Westerburg seine Spuren. Die Geschichte des Westerburger Schlossgeistes ist in Sagenbüchern zu finden.

Kurzgefasst: Das Petermännchen, ursprünglich Ritter Peter genannt, soll das Schloss von Westerburg erbaut haben, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und einen Schatz hinterlassen haben, der bis heute noch nicht gehoben wurde!

Doch das Petermännchen und Westerburg finden sich auch in anderen Schriften wieder. Denn die Gestalt spukt durch Zeit, Erzählung und Literatur.

Die typische Sage

In typischer Sagenform begegnet man dem Petermännchen in einem Buch „Sagen aus Rheinland-Pfalz“ (Herausgeber Rainer Schlundt), das sich wiederum auf eine Sammlung von 1929 bezieht („Hessische-Nassauische Sagen“, Diederichs Verlag).

Der Erbauer des Schlosses Westerburg war ein Ritter mit Namen Peter …

Der wilde und gewalttätige Mann soll einen Pakt mit dem Teufel eingegangen haben, um seine Gier nach Geld und Gut weiterzutreiben. Seinem 20-jährigen, gläubigen Sohn wollte er vor seinem Tod noch verraten, wo er – auf Drängen des Teufels, damit nichts Gutes aus dem Geld entstünde – seinen Schatz verborgen hatte.

Ich werde nun bald sterben, und du wirst nach meinem Tod das Schloss überall kahl und leer finden. Aber suche unter dem siebenten Hund …

Weiter kam er nicht, da der Teufel ihm die Kehle zuschnürte.

Gleichzeitig waren auch alle Gerätschaften, alle Kostbarkeiten aus dem Schloss verschwunden, und die Wände standen überall kahl und leer.

Die untere Halle in dem alten Flügel des Schlosses ruht auf einer Anzahl kleiner Säulen, deren Kapitelle Hundeköpfe bilden.

Es waren aber nur fünf Säulen da, und die standen im Kreis. Der junge Ritter ließ die Steinplatten und das Mauergefüge untersuchen, fand aber nichts Besonderes und gab seine Bemühungen auf.

Der junge Mann blieb fromm und gerecht.

Die Seele des gottlosen Ritters Peter aber kann keine Ruhe finden (…) Er erscheint dann in verschiedener Gestalt, häufig im Schloss selbst, häufiger jedoch auf dem Kattenstein (Katzenstein), wo er den Teufel angerufen und ihm seine Seele verschrieben hat.

Manchmal bleibt er stumm, manchmal spricht er Menschen an.

Allmählich ist seine Erscheinung mit dem Namen Petermann oder Petermännchen belegt worden.

Landgerichtsrat Wißmann und sein Petermännchen

Auf seine eigene Art hat wiederum der Gemündener Eduard Wißmann (1824–1899) die Sage des Petermännchens Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben. (Das Petermännchen. Erzählung aus Sage und Geschichte Nassaus, 1857, Mittelrheinische Zeitung Wiesbaden 1858)

Der Landgerichtsrat und Abgeordneter des Preußischen Landtags betätigte sich unter dem Namen Erwin Wester als Schriftsteller. „Das Petermännchen“ ist seine bekannteste Erzählung. Es wurde 1930 in Westerburg nochmals aufgelegt.

Die Figur im Schauerroman vor rund 200 Jahren

Aber schon 100 Jahr vor Wißmann gab es einen Schriftsteller, der sich einer namentlich ähnlichen Geschichte annahm: „Petermännchen und Westerburg“ – als Gruselstück.

Es war Christian Heinrich Spieß (1755 bis 1799), der als der „Vater des deutschen Schauerromans“ gilt, wie „Der Spiegel“ feststellte. Der Pfarrersohn aus dem sächsischen Freiberg verließ nach zwei Studentenjahren die Universität Prag, um Schauspieler zu werden. Später wurde er Haus- und Hofverwalter des Grafen Caspar Hermann von Künigl auf dessen Schloss in Böhmen, so „Der Spiegel“. Der Autor hing an Themen rund um Grusel und Wahnsinn. Später verfiel er selbst „der Raserei“.

„Das Petermännchen – Eine Geistergeschichte aus dem 13. Jahrhundert“ – unter dem Titel ist das Werk noch heute zu erwerben. Erschienen ist es aber bereits 1791. Es wurde zum „berühmtesten und meistgelesenen phantastischen Roman der Goethezeit“, heißt es in Wikipedia. Nach heutigem Geschmack ist von dem Kauf leider abzuraten, denn es wirkt eher nach grusligem Stil. 

Die Sage als Grusical

Die Gräuelromane von Spieß wurden von Wiener Theaterleuten zu erfolgreichen Bühnenstücken verarbeitet und vertont. So gab Carl Friedrich Hensler ein „Schauspiel mit Gesang nach Petermännchen“ (Wien 1794) heraus.

Vom Leopoldstädter Theater aus zogen „Das Petermännchen“ und andere Spieß-Grusicals in Tausenden von Aufführungen über österreichische und süddeutsche Bühnen – sogar einige Jahrzehnte nach seinem Tod!

Erzählungen, die sich bis nach Mecklenburg verflechten

Es ist davon auszugehen, dass Wißmann die Schauerromane kannte. Wo Spieß wiederum die Charakteristika seines Petermännchen-Schauerromans hernahm, ist ungewiss.

Denn es gibt auch in Mecklenburg ein Petermännchen: der Schweriner Schlossgeist trägt den gleichen Namen. Aber Spieß verlegt seine Geschichte an einen ganz anderen Ort: den Rhein.

Nahe der Reichsstadt „Speier“ lag eine alte Veste. Auf hohen Felsen getürmt stand sie am Ufer des Rheins.

Von lange her hauste auf dieser Veste, das ritterliche Geschlecht der Westerburger. Es war weit und breit bekannt durch Heldentaten und Turniergefechte. Es war allgemein gefürchtet, weil die ganze Gegend ringsumher fest glaubte, dass auf der Burg ein Geist wohne, welcher es sich zur Pflicht mache, der Westerburg Mauern tapfer zu verteidigen …

Dieser Geist, so erzählte die alte, von allen Zeitgenossen bekräftigte Sage, war ein kleines Männchen, höchstens zwei Schuh hoch. Eisgraue Haare beschatteten seine tiefgefurchte Stirne und Wangen, ein ebenso grauer Bart floss über seinen Körper bis zu den Füßen herab. Er trug einen Knotenstock in seiner Rechten, mit der Linken hielt er den Riemen eines Ränzchens, das über seine Schultern hing. Sein Anzug war von brauner Leinwand, und sein Haupt stets entblößt.

Seit langen Jahren war dieses Männchen der treue Gefährte der Ritter von Westerburg …

(Die Zitate wurden in heutige Schreibweise übertragen.)

So weit so gut, aber dieser noch gelungenen Rahmenbeschreibung folgt dann eine für heutige Leser wirklich schreckliche Schauergeschichte.

Das Westerburger Petermännchen heute

Ein junges Werk zum Petermännchen verfasste der Westerwälder Christoph Kloft. Die dramatische Erzählung „Das Westerburger Petermännchen“ (2007) wurde von ihm auf Bitte des hiesigen Petermännchen-Theater e.V. hin geschrieben, das dieses Stück zu seinem 15-jährigen Jubiläum aufführte. Kloft legte für das Theaterstück die Erzählung von Erwin Wester (Eduard Wißmann) zugrunde.

Im Laufe der Jahre verweben sich Geschichten zu etwas Neuem. Sicher ist: Das Petermännchen spukt durch die Zeit und Literatur, am Schloss Westerburg und am Katzenstein – und wird es hoffentlich noch lange tun. Und seine von Franz Hötterges geschaffene Statue trägt zu seiner Unsterblichkeit bei.

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